Herscheider Persönlichkeiten
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- Wilhelm Däumer
- Dr. Willy Dunkel
- Peter Diedrich Grote
- Wilhelm Lienenkämper
- Pastor Theodor Schmalenbach
- Ernst Schröder
- Anna von Holtzbrinck
- Heinz Wever

Verfasser der Herscheider Geschichte
Wo die Ausläufer der Nümmert zur Versetalsperre hin steil abzufallen beginnen, liegt der Hof Dürhölten, wohl eines der geschichtsträchtigsten Güter in der Gemeinde Herscheid. Hier wurde im Drei-Kaiserjahr 1888, am 8.Nov., Wilhelm Däumer als zweitältester Sohn geboren. Da sein älterer Bruder einmal den Hof übernehmen sollte war es in gut situierten Bauernfamilien üblich, den zweiten männlichen Nachkommen einen möglichst angesehenen Beruf erlernen zu lassen. So wurde Wilhelm Däumer nach dem Besuch der Volksschule in Herscheid auf eigenen, aber auch auf Wunsch des Vaters zur Präparande und anschließend zum Lehrerseminar in Herdecke geschickt, wo er 1909 die erste Lehrerprüfung ablegte.
Sein erstes Lehramt trat er an der Volksschule in Nachrodt-Obstfeld an. 1914 berwarb er sich an die 14-klassige Unterstadtschule in Wetter an der Ruhr. Bereits 1912 hatte der strebsame Pädagoge einen Mittelschullehrerkursus in Hagen belegt, der durch den Ausbruch, des Ersten Weltkrieges unterbrochen und erst 1919 von ihm mit dem Examen in Geschichte und Erdkunde abgeschlossen wurde, Damit hatte sich Wilhelm Däumer die wissenschaftliche Grundlage für seine späteren heimatgeschichtlichen Forschungen geschaffen. 1921 legte er die Rektorprüfung am Provinzialschulkollegium in Münster ab. Fünf Jahre später wurde er zum Rektor der Unterstadtschule in Wetter ernannt. In den Jahren 1924 bis 1933 leitete er im Nebenamt auch noch die Berufsschule in Wetter.
Wilhelm Däumers Interesse an Familien- und Heimatgeschichte wurde schon früh durch seinen Vater und seinen Großvater geweckt.. Als 1921 der Hof Dürhölten 100 Jahre lang im Besitz der Familie Däumer war, schrieb der frischgebackenen Rektor seine erste Hofes- und Familiengeschichte. Sie war durch die wechselnden Besitzverhältnisse im Laufe der Jahrhunderte besonders interessant und spannend. Nach einem Hypothekenbuch aus dem 18.Jahrhundert das im Amtsgericht Plettenberg vorliegt, gehörte das Gut Dürhölten einst zum Besitz des Malteserordens. Dieser Orden – 1530 in Johanniterorden umbenannt – gründetet im Jahre 1257 eine Niederlassung in Marienhagen bei Gummersbach. Die Johanniter, die neben der kirchlichen Betreuung der Bevölkerung vor allem den Ackerbau in Form von Musterbetrieben pflegten, erhielten zahlreiche Stiftungen. So unterstanden ihnen auch die beiden Güter Dürhölten und Nieder-Schönebecke im Kirchspiel Herscheid, die im Volksmund „Klostergüter“ genannt wurden.
Nach der Reformation kaufte Reichsgraf zu Sayn-Wittgenstein und Graf zu Homburg – zu dessen Besitz auch Marienhagen gehörte – vom Malteserorden das „Klostergut“ und übertrug es der Kirchengemeinde Marienhagen. Auf Befehl der Herrschaft Homburg wurden 1686 alle Kirchengüter vermessen, so auch das Gut Dürhölten. Wie früher üblich, wurde auch Dürhölten von der Kirchengemeinde Marienhagen in Erbpacht vergeben. 1784 erwarb der Landrat von Holtzbrinck in Altena das Gut, dass er wiederum in Erbpacht bewirtschaften ließ. 1821 gelangte der Hof Dürhölten durch Kauf in die Hände des Landwirts Peter Heinrich Däumer.
Die hochinteressante Geschichte des elterlichen Hofes motivierte Wilhelm Däumer in den folgenden Jahren, weitere Familien-,Hofes-und Wehrgeschichten zu erforschen und niederzuschreiben. Da wohlhabende Bauern häufig auch als Reidemeister tätig waren, blieb es nicht aus, sich auch mit den Anfängen der Industrie im heimischen Raum auseinanderzusetzen. So gab Däumer bereits 1925 im Verlag Flug, Werdohl die „Beiträge zur Geschichte der Industrie der Gemeinde Herscheid“ heraus. Das intensive Studium der Herscheider Kirchenbücher und –chronik sowie die Auswertung alter kirchlicher Urkunden veranlasste Däumer Anfang der dreißiger Jahre die Geschichte der Kirchengemeinde und des Schulwesens im Sonntagsblatt der evangelischen Kirchengemeinde zu veröffentlichen. Die Einweihung des Martin-Luther-Hauses im August 1934 war Anlass, die „Kirchengemeinde Herscheid und ihre achthundertjährige Geschichte“ in einem Band zusammenzufassen.Pastor Adolf Schneider schrieb seinerzeit im Vorwort zu diesem Buch: „Die viele hingebende Mühe, die aufgewandt ist, um überall Quellen zu finden und Berichte zusammenzutragen, die ein getreues Bild der Herscheider Gemeinde geben, geschah aus Liebe zu der Heimat und der heimischen Kirche.
Längst beschränkte sich Wilhelm Däumer bei seinen Nachforschungen in diesen Jahren nicht mehr auf die Archive im engeren Raum, sondern suchte unter großem Zeitaufwand die Staatsarchive in Münster, Düsseldorf und sogar in Berlin auf, um noch mehr über die Vergangenheit der Gemeinde Herscheid und ihrer Bürger zu erfahren. Zudem standen in der NS-Zeit Ahnenpass und die Generationenfolge der Erbhöfe hoch im Kurs.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1951 konnte sich Wilhelm Däumer, der nun bei seiner Tochter in Wuppertal wohnte, mit ganzer Kraft der Zusammenfassung seiner jahrzehntelangen heimatkundlichen Forschung widmen. Sie fand 1958 ihren Niederschlag in dem Buch „Geschichte der Gemeinde Herscheid“, erschienen im Verlag des Süderländer Tageblatts in Plettenberg. „In einem weiten Bogen“, so heißt es im Vorwort zu diesem Band, „stellt der Verfasser die Geschichte unserer Gemeinde in den lebendigen Zusammenhang mit der Geschichte unserer größeren Heimat, wobei die natürlichen Lebensbedingungen in ihrer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Heimatgemeinde besonders eindringlich beleuchtet werden.“ Bis ins hohe Alter fühlte sich Wilhelm Däumer mit seiner Heimatgemeinde und ihren Menschen eng verbunden. Stets kehrte er gern in sein Elternhaus in Dürhölten zurück. Als sichtbares Zeichen der Anerkennung für seine heimatgeschichtlichen Forschungen wurde ihm 1962 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Gemeinde Herscheid ist Wilhelm Däumer, der am 14. März 1968 in Wuppertal starb, zu großem Dank verpflichtet.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Begründer der Sportheilstätte Hellersen
Im Schatten der altehrwürdigen Apostelkirche wurde Dr. Willy Dunkel am 19. Dez. 1890 in Herscheid „auf der Glocke“ als zweitältestes Kind des Bäckers und Landwirts Carl Dunkel geboren. Hier wuchs er auf und besuchte bis zu seinem 13. Lebensjahr die Dorfschule. Im Jahr 1903 wechselte er über zum Realgymnasium in Altena, wo er bei seinem Onkel, dem Arzt Dr. Wilhelm Dunkel, wohnte. Mit dem „Einjährigen“ (Mittlere Reife) verließ er zunächst das Gymnasium. Eine eineinhalbjährige Kaufmannslehre, die Willy Dunkel auf Wunsch der Eltern antrat, bedeutete für ihn nur eine Unterbrechung der Schulzeit. Im Jahr 1910 bestand er am Gymnasium der Burgstadt sein Abitur.
„Ohne viel Geld aber mit viel Mut“, wie er später einmal sagte, nahm er an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für Militärisches Bildungswesen in Berlin das Medizinstudium auf. Für vier Jahre wurde die Studienzeit durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Als Truppenarzt versorgte er auf den Kriegsschauplätzen in Russland, Rumänien, Serbien und Frankreich verwundetet und kranke Soldaten. 1919 legte Willy Dunkel sein medizinisches Staatsexamen in Gießen ab.
Den jungen Mediziner zog es jedoch wieder in die alte Reichshauptstadt. In chirurgischen und gynäkologischen Kliniken der seinerzeit berühmten Professoren Braun, Bum und Bier bildete sich der junge Arzt weiter. 1932 baute sich Dr. Willy Dunkel in Berlin eine eigene Praxis und Klinik auf. Ohne die Patienten in seiner Praxis und Klinik zu vernachlässigen, war er vom Anfang bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Chefarzt der Chirurgie im Reservelazarett Berlin Tempelhof tätig.Bei seinem Dienst im Lazarett traf er auf Prof. Dr. Sauerbruch, dem seinerzeit die medizinische Aufsicht über das Lazarettwesen in Berlin oblag.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Dr. Dunkel durch den Geheimrat Prof. Dr. Sauerbruch die nicht leichte Aufgabe zuteil, als Chefarzt die Umgestaltung des fast völlig zerstörten Lazaretts in ein Zivilkrankenhaus zu übernehmen. 1946 folgte Dr. Dunkel dem Ruf des Kreises Altena, in seiner Heimat das Behelfslazarett Hellersen als medizinischer Direktor und Chefarzt der chirurgischen Abteilung wie in Berlin in ein Kreiskrankenhaus umzugestalten. Mit großem Elan und der ihm eigenen Willensstärke ging er im Sommer 1946 die neue Aufgabe an. Gleichzeitig baute er aus kleinsten Anfängen die „Sportheilstätte Hellersen“, die auf einer Etage der ehemaligen Kasernen untergebracht wurde, auf. Dank seiner Initiative entstand in der Trägerschaft der Sporthilfe das heute über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus bekannte Krankenhaus für Sportverletzte. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst im Jahr 1958 oblag Dr. Willy Dunkel ebenfalls die medizinische Leitung dieser Einrichtung.
Aber auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst blieb der agile und stets hilfsbereite Arzt, der seinen engen Kontakt zum Sauerland und seinen Menschen nie verloren hatte, als Kreistagsabgeordneter dem Krankenhauswesen erhalten. Im Kuratorium des Kreiskrankenhauses, dessen Vorsitzender er später wurde erwarb Dr. Dunkel sich weitere Verdienste um das Gesundheitswesen in unserem Kreis. Er war einer der ersten, die den Gedanken eines Krankenhausneubaus in Hellersen zu Beginn der sechziger Jahre ins Gespräch brachten. Auch bei der Planung des Krankenhauses für Sportverletzt, dessen Vorstand er angehörte, konnte er seine langjährige Erfahrung als Chefarzt einbringen.
Dr. Willy Dunkel, der in seiner charmanten und witzigen Art und als welterfahrener Arzt von vielen Stationen seines Lebens zu berichten verstand, konnte einen Schuss Bauernblut in seinen Adern nie verleugnen. Als Eigentümer des Gutes Wermecke setzte er sich intensiv mit den Problemen der heimischen Landwirtschaft auseinander. Zum Verdruss der Bauern und ihrer Berufsvertretung sah er frühzeitig in sehr nüchterner Weise die Entwicklung der Landwirtschaft im Sauerland voraus.
Viele Jahre lang versah er in der evangelischen Kirchengemeinde das Amt des Kirchmeisters. Als Mann mit Weitblick, Energie und Entscheidungsfreudigkeit stellte er sein großes Wissen bereitwillig zur Verfügung. Für die Menschen in seiner Heimatgemeinde hatte er stets ein offenes Ohr. Durch ein christlich-soziales Verantwortungsbewusstsein geprägt, galt seine Aufmerksamkeit und Zuwendung vor allem den schwächeren Gliedern unserer Gesellschaft. Den Wohnungsbau für Heimatvertriebene, seine ehemaligen Schulen in Herscheid und Altena sowie den Bau des Herscheider Kindergartens „Unterm Regenbogen“ förderte er durch großzügige Spenden. Im gesegneten Alter von 90 Jahren verstarb Dr. Willy Dunkel am 20. Februar 1981 auf Gut Wermecke.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Kühner Schrittmacher der Ruhrindustrie
Als Peter Diedrich Grote am 23. Juni 1806 im Sohl, Gemeinde Herscheid, als erstes Kind der Eheleute Johann Peter Grote und Gerdrauth Schmidt geboren wurde, konnte noch niemand ahnen, dass hier ein Mensch zur Welt gekommen war, der später einmal mit seinen genialen Fähigkeiten ein Wegbereiter der Freiheit und Schrittmacher der Ruhrindustrie werden sollte. Schon während seiner Schullaufbahn machte Peter Diedrich Grothe auf sich aufmerksam, als er in den Jahren 1826 bis 1828 die Gewerbeschule in Hagen besuchte. Auf Grund seiner überragenden Leistungen durfte er als Stipendiat das Königliche Gewerbeinstitut in Berlin besuchen, wo er bereits 1829 den 1. Preis für Freihandzeichnungen erhielt und ein Jahr später seine Arbeiten in Statik, Hydrostatik und Aerostatik ebenfalls mit einem 1. Preis ausgezeichnet wurden.
Kaum hatte Grote 1833 die Staatsprüfung vorzeitig abgelegt holte der Hagener Großindustrielle Eduard Elbers, ein Mitbegründer der Gewerbeschule im Jahre 1824, den hochbegabten jungen Mann als Lehrer nach Hagen zurück. Als Fachlehrer für Mathematik, Naturwissenschaften und Mechanik sorgte Grothe sich vor allem um den Ausbau der Unterrichtseinrichtung für Technik und beschaffte Anschauungsmaterial für den Chemieunterricht. Bisher hatte man an der bisweilen für eine „Handwerkerschule“ gehaltenen und als „Allgemeine Stadtschule“ gegründeten Lehranstalt, die ab 1832 den Titel „Provinzial-Gewerbeschule“ tragen durfte, tüchtige Lehrer nie lange halten können. Weil Diedrich Grote „mit Liebe und Eifer arbeitete und für seine Sache vorzüglich qualifiziert war“ beschloß das Kuratorium 1834, sein Gehalt um 200 Tlr. Zu erhöhen. Auf mehrfache Empfehlung wurde dem „wackeren Lehrer“, wie Ministerialdirektor Beuth und später auch Professor Schubarth bei einem Unterrichtsbesuch feststellen konnten, 1839 die Leitung der Gewerbeschule übertragen. Unter seiner Führung entwickelte sie sich zur „besten technischen Lehranstalt in Preußen“.
Die Verbesserung der Unterrichtsqualität wirkte sich auch positiv auf die Leistungen der Schüler aus. So blieb es nicht aus, dass die Provinzial Gewerbeschule bald einen guten Ruf im Revier gewann. Weil in Hagen noch kein Gymnasium Bestand – die nächsten waren in Dortmund, Soest oder Elberfeld -, schickten nun auch wohlhabende und angesehene Familien, wie Harkort, Vorster oder Haniel, ihre Söhne zur Gewerbeschule nach Hagen, deren erfolgreicher Besuch zum sofortigen Eintritt in das Berliner Gewerbeinstitut berechtigte.
Bei allem Engagement für die Gewerbeschule beschränkte sich Grothes Wirken nicht nur auf den Unterricht in Hagen. 1839 gab der Hagener Gewerbeverein unter Grothes maßgebender Mitwirkung den „Märkischen Gewerbefreund für Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker und Landwirte“ heraus. Als begnadeter Redner gründetet er mit Harkort nach Hagener Vorbild in Dortmund 1840 einen Gewerbeverein. Wie in Hagen und Dortmund hielt er auch in anderen aufstrebenden Revierstädten sonntags öffentliche Vorträge, um über neue wissenschaftliche Forschungsergebnisse und ihre Anwendung in der Technik allgemein zu informieren. Durch seine volkstümlichen Vorträge und Kurse trug er dazu bei, den Bildungsstand der Handwerker und Gewerbetreibenden zu verbessern. Grothes Sonntagsvorträge, in denen er auch auf die Bedeutung der Chemie für die Landwirtschaft im Hinblick auf die steigende Bevölkerungszahl hinwies, wurden von allen Bevölkerungsschichten dankbar angenommen. In Dortmund fanden seine Veranstaltungen in der Gründung der „Dortmunder Fortbildungsschule für Handwerker“ ihren Niederschlag.
Die öffentliche Wissensvermittlung, bei der er mitunter auch auf Fehler der Regierung hinwies, und die große Resonanz in weiten Teilen der Bevölkerung führten zu einem gewissen Argwohn bei den Gesetzeshütern. Dazu wurden ihm dienstliche Verfehlungen und ein allzu barscher Umgang mit einigen Schülern vorgeworfen. Doch geachtete Persönlichkeiten, wie Georg von Vincke, und auch die Schulaufsichtsbehörde in Arnsberg stellten sich vor Direktor Peter Diedrich Grothe, dessen „Lehrtalent“ – wie amtlich bestätigt wurde – die Schule ihren Ruf verdankt.
Die Einstellung der Regierung änderte sich jedoch in dem Augenblick, als die politischen Unruhen 1848/49 auch das Schulleben nicht unberührt ließen. Als im August 1848 König Wilhelm IV. auf der Rückreise von Düsseldorf durch Hagen kam, sollen einige Gewerbeschüler sich beim Vorüberfahren des königlichen Wagens nicht angemessen verhalten haben. Von schrillen Pfeiftönen hatte sie ihr Direktor noch abhalten können, doch das „Hoch auf die deutsche Einigkeit“ beim Vorbeifahren des letzten Wagens hatte er offenbar nicht verhindern können. Direktor Grothe selbst, der als Bürgerwehroffizier dem König seine Referenz erweisen wollte, soll bei dem „Hurrah auf die Majestät“ den Hut nicht hoch genug geschwenkt haben.
Darüber hinaus wurde Grote die Teilnahme am Demokraten-Kongreß in Münster gegen das Ministerium Brandenburg angekreidet. Ebenso wurde die Begleitung der Zeughausstürmer durch einige seiner Schüler auf dem Wege nach Iserlohn als Anzeichen für seine politische Unzuverlässigkeit gedeutet.
Da er auch das Tragen roter Hahnenfedern bei den Gewerbeschülern geduldet habe, wurde Direktor Peter Diedrich Grote durch Verfügung vom 27.01.1850 seines Amtes enthoben. Zwar bestätigte ihm die Regierung in dem Schreiben, dass er durch ausgezeichnete naturwissenschaftliche und mathematische Kenntnisse, regen Eifer und eine schätzbare praktische Lehrgabe zum Aufblühen dieser Anstalt wesentlich beigetragen habe, jedoch habe er sich nicht geeignet erwiesen, einen verderblichen Geist politischer Verwirrung von der Schule fernzuhalten.
Während Nachbarstädte versuchten, Grote nun als Leiter für ihre Schulen zu gewinnen, wurde den Hagenern bewusst, welchen Verlust die Amtsenthebung Grothes für sie bedeutete. Aber auch durch Bittgesuche der Stadtverordneten ließ sich die Entscheidung der Schulbehörde nicht mehr rückgängig machen.
Peter Diedrich Grote selbst wurde von der Suspendierung als preußischer Beamter hart getroffen. In den „Märkischen Blättern für Volksleben, Wissenschaft, Kunst, Handel und Gewerbe“ schreibt er im Mai 1850: „Die preußischen Behörden haben mich hinausgestoßen aus einem Amte, dem ich mit Liebe und Ausdauer vorstand und in dem ich fast alt geworden bin. Man schreckte nicht vor dem Gedanken zurück, meine Familie an den Bettelstab und mich selbst, zur Verzweiflung zu bringen“. Er beklagt, dass er in den letzten Jahren vielfach „Gegenstand öffentlicher und geheimer Verleumdungen“ geworden sei, obwohl bekannt war, dass er nie anders als liberal gewesen sei. „Stets wat ich Anhänger des Königtums, wenn auch nicht immer der Könige.“ Nie sei von ihm an der Schule über Politik und Religion auch nur ein Abfälliges Wort gesprochen worden, was alle früheren Schüler bezeugen können.
Wollte Peter Diedrich Grote als Schulleiter weiter tätig sein, dann blieb ihm nur das Ausland. So übernahm er am 1. August die Leitung der „Technische School“ in Utrecht in Holland. Elf Jahre später wurde ihm die Professur an dem Polytechnikum der Niederlande in Delft angetragen. Während seiner Zeit in Holland entstand eine Reihe bedeutender Werke wie“Experimentalphysik“ oder auch „Mechanische Technologie“ , um nur zwei zu nennen, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.
Fern seiner Heimat, doch immer noch von seinen ehemaligen Schülern verehrt, starb Peter Diedrich Grote am 7. Februar 1887 in Delft. In einer Hagener Zeitung war im Dezember 1934 über Grote zu lesen: „ Der verdienstvolle Schulmann ist ein Opfer der bewegten Sturmjahre 1848/49 geworden, aber in der Geschichte des technischen Schulwesens leuchtet für immer sein Name als einer der hervorragendsten Männer, die je im Gewerbeschulwesen Preußens tätig waren.“ Mit seiner liberalen Geisteshaltung wurde er ein kühner und weitsichtiger Schrittmacher der Industrie an der Ruhr.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Vorkämpfer für den Naturschutz
Als Bauernsohn am 7. November 1899 in Langenohl bei Meinerzhagen geboren, war Wilhelm Lienenkämper von Jugend an mit Natur und Landschaft aufs engste verbunden. Nach seinem Pädagogikstudium fand er in Bochum-Weitmar, inmitten des Ruhrgebiets, eine Anstellung als Lehrer, in einer Region, die im Schatten von Kohlehalden und rauchenden Schloten von rastloser Betriebsamkeit geprägt war. Wie ein „verborgenes Paradies“ erschien dem jungen Lehrer dagegen das Tal der Schwarzen Ahe, durch das sein Weg vom Juli 1925 an täglich zur einklassigen Schule in Herscheid- Schönebecke führte.
Dieses stille Sauerlandtal mit seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt ließ in Wilhelm Lienenkämper den Gedanken reifen, sich nicht nur an der Schönheit der Natur zu erfreuen, sondern auch etwas für ihre Erhaltung zu tun, damit, wie er es gern auszudrücken pflegte, „aus der Natur kein Krämerladen werde“. In erster Linie dachter er dabei an den Wacholder, die Hülse (Ilex) und die Weide, die in den zwanziger Jahren ohne Rücksicht als Schmuckreisig „vermarktet“ wurden. Zwar hatte er als Lehrer die Möglichkeit, in seinem Schulbezirk auf die Bedeutung dieser Sträucher hinzuweisen, doch war die Basis zu schmal, um nachhaltig auf dem Gebiet des Naturschutzes etwas bewirken zu können.
In dem Chefredakteur des damaligen Lüdenscheider General-Anzeigers, Dr. Wilhelm Ehmer, fand Lienenkämper einen Bundesgenossen. Von 1929 an druckte die Lüdenscheider Zeitung über drei Jahrzehnte die Beilage „Heimatliebe – Heimatschutz“. Damit erhielt Wilhelm Lienenkämper eine ausgezeichnete Möglichkeit, seine Vorstellungen einer breiten Öffentlichkeit kundzutun.
Sein entschiedenes Eintreten für den Schutz der Natur stieß in einigen Teilen der Bevölkerung auf Unverständnis oder brachte ihm Hohn und Spott ein. Doch der Lehrer in der Schönebecke, der Pionier der Naturschutzbewegung, wurde nicht müde, durch Flugschriften wie „Naturschutz und Jugend“(1931) oder in Rundfunkbeiträgen für seine Idee zu werben. Selbst im Sonntagsblatt wies er auf die Schutzwürdigkeit von Gottes Schöpfung hin. Unterstützung und Beistand fand Wilhelm Lienenkämper immer wieder durch seine Frau Elisabeth.
Von Anfang an war es Lienenkämper bewusst, dass solch ein fundamentales Anliegen, wie der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt, nur Erfolg haben könnte, wenn es behördlich abgesichert war. So wandte sich der junge Lehrer schon im Juni 1926 an den Kommissar für Naturdenkmalpflege in Westfalen, um zu erkunden, ob im Kreis Altena eine Kreisstelle existiere, ähnlich wie sie ihm durch seine Tätigkeit in Bochum bekannt war, Dr. Reichling zeigte sich über Lienenkämpers Anfrage sehr erfreut und bat ihn, da es auf Kreisebene noch an einer solchen Einrichtung fehlte, Vorschläge zu machen. In dieser Aufforderung sah Wilhelm Lienenkämper eine Bestätigung seines Anliegens. Verstärkt betrieb er nun die Unterschutzstellung des Märzenbechergebietes im Herveler Bruch, das mit der Anpachtung durch den Naturschutzverein Münster 1932 als erstes Naturschutzgebiet sichergestellt werden konnte.
Bereits 1930 wurde Wilhelm Lienenkämper auf der Suche nach weiteren Bundesgenossen über den Sauerländischen Gebirgsverein mit der Fachstelle für Naturdenkmalpflege im Westfälischen Heimatbund bekannt. Obwohl der Naturschutz mittlerweile zu einem festen Begriff geworden war, gingen in der engeren Heimat zu dieser Zeit kaum Impulse für die praktische Umsetzung von der bestehenden Organisation aus. Deshalb erschien es Wilhelm Lienenkämper angebracht, eigens eine Kreisstelle für den Naturschutz zu gründen. Unter Mitwirkung von Studienrat Dr. Carl Demandt, Lüdenscheid, Bürgermeister Hiltebrandt, Kierspe, Bauer Kirchhoff, Halver-Bergfeld, Dipl.-Landwirt Kornfeld, Lüdenscheid, Lehrer Wilhelm Lienenkämper, Herscheid-Schönebecke und Lehrer Fritz Paulmann, Meinerzhagen, kam es am 16. April 1932 in der Gaststätte „Zur Post“ in Lüdenscheid zur Gründung einer Kreisstelle für Naturschutz für den Bereich des Kreises Altena und der Stadt Lüdenscheid. Diese Stelle, die nicht gesetzlich verankert war, wurde dem Westfälischen Heimatbund angegliedert. Erst drei Jahre später wurden durch das Reichsnaturschutzgesetz generell solche Kreisstellen verordnet. Zur großen Freude von Wilhelm Lienenkämper und seinen wackeren Mitstreitern wurde ihre Kreisstelle bis auf geringfügige Abweichungen dem neuen Gesetz gerecht.
Es lag nun allzu nahe, dem Vorkämpfer für den Naturschutz mit der Leitung der Kreisstelle zu beauftragen. Ebenfalls wurde Wilhelm Lienenkämper das Amt des Bezirksbeauftragten für den Regierungsbezirk Arnsberg übertragen. Da er in den folgenden Jahren zeitweise vom Schuldienst befreit wurde, konnte sich Lienenkämper voll und ganz dem Naturschutz widmen. 1939 verlegte er seinen Wohnsitz von Herscheid-Schönebecke nach Lüdenscheid. Der Zweite Weltkrieg, Militärdienst und Gefangenschaft beeinträchtigten die Naturschutzarbeit bis Ende der vierziger Jahre sehr stark. Erst 1948 konnte Wilhelm Lienenkämper der Tätigkeit als Bezirksbeauftragter wieder hauptberuflich nachgehen. Sein engagiertes Eintreten für Natur und Landschaft fanden Anerkennung durch die Verleihung hoher Auszeichnungen. So wurde ihm die Alexander von Humboldt-Medaille ebenso verliehen wie 1964 das Bundesverdienstkreuz. Der Kreis Altena bestellte den unerschrockenen Kämpfer für Natur und Landschaft Anfang der sechziger Jahre zum ersten Kreisheimatpfleger. Als Wilhelm Lienenkämper am 2. April 1965 starb, waren im Regierungsbezirk Arnsberg 65 Naturschutzgebiete, 3613 Naturdenkmale und 1348 qkm Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Im Namen vieler Freunde des Naturschutzes legte Karl Kellermann einen kleinen Märzenbecherstrauß aus dem Herveler Bruch, dem ersten Naturschutzgebiet, als letzten Gruß an dem offenen Grab nieder. Zum Gedenken an den Pionier des Naturschutzes treffen sich die heimischen SGV-Abteilungen alljährlich am Sonntag nach dem 2. April zu einer Wilhelm-Lienenkämper-Gedächtnisfeier im Herveler Bruch. Im Frühjahr 1983 pflanzten die Herscheider Wanderfreunde eine Eiche am Rande des Platzes vor der Gemeinschaftshalle zur Erinnerung an den engagierten Naturschützer.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Erweckungsprediger im Ravensberger Land
Theodor Schmalenbach wurde als jüngstes Kind des Gastwirts und Posthalters Peter Moritz Schmalenbach am 10. September 1831 in Herscheid, im Seltershaus, geboren. Nach dem Besuch der weiterführenden Schule in Altena studierte er an den Universitäten in Halle, Bonn und Berlin, Theologie. Hier übten die beiden Professoren Nitzsche und Hengstenberg einen starken Einfluss auf Schmalenbach aus. „Während des Berliner Studienjahres reift ein tiefer lebendiger Glaube in dem Studenten Schmalenbach heran.“ (Rösche). Seine theologischen Examen legt er im Herbst 1853 und 1854 in Münster ab. Für den jungen Theologen hatte die paulinisch-lutherische Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch nur aus Gnaden vor Gott gerecht werden kann, eine zentrale Bedeutung. Um aber die Gnade Gottes an den Menschen wirksam werden zu lassen, muss er von seiner Selbstgerechtigkeit befreit, aus seiner Gleichgültigkeit wachgerüttelt, „erweckt“ werden.
Damit wurde schon in sehr früher Zeit der Grundstein für den „spiritus rector“ der Erweckungsbewegung während der Spätphase gelegt. Eine erste Begegnung mit der Erweckungsbewegung im Minden-Ravensberger Land, die zu Beginn in Pastor Johann Heinrich Volkening ihren Anführer fand, hatte der junge Theologe aus dem Sauerland in Preußisch Oldendorf, wo er nach seinem ersten Examen an einer Privatschule tätig war. Während seiner Hilfspredigerzeit in Rehme erreichte Theodor Schmalenbach der Ruf, in seiner sauerländischen Heimat, in Werdohl, eine Pfarrstelle zu übernehmen. Doch fiel schließlich die Wahl auf einen anderen Kandidaten, da Schmalenbach „in Glaubenssachen als ein zu schroffer Mensch“ galt.
Wenig später folgte eine Berufung an die Simeons-Kirche in Minden. Aber auch den liberal denkenden Mindenern behagte auf die Dauer die unbequeme Wahrheit über die Rettung des in der Sünde verhafteten Menschen nicht. Am 11. Oktober 1863 wurde Theodor Schmalenbach in Menighüffen als Pfarrer in sein Amt eingeführt. Eigentlich war es der Wunsch des jungen Geistlichen, der 1855 Marie Huhold geheiratet hatte, das gemeinsame Leben in der Beschaulichkeit einer Landpfarre zu verbringen, doch ließen ihn seine mitreißenden Predigten bald weit über die Grenzen des Minden-Ravensberger Landes hinaus bekannt werden. Als Prediger und Seelsorger sah Pastor Schmalenbach seine vornehmste Aufgabe darin, den Menschen vor dem Verderben zu bewahren und auf den Weg des Heils zu führen.
„Im Mittelpunkt seiner Predigt steht fast ausnahmslos Christus, der Retter, der Heiland, die Sonne des Lebens, die dem Glaubenden Licht, Wärme und Kraft gibt.“ (Rösche) Mit seinen Predigten übte Theodor Schmalenbach eine tiefgreifende und nachhaltige Wirkung auf seine Zuhörer aus. In den Tagebuchaufzeichnungen seiner Braut ist im Jahre 1854 zu lesen: „Er redete gewaltig, oder vielmehr: Das Wort Gottes war gewaltig in seiner Rede.“ So waren seine Predigten jeweils die Höhepunkte bei den Missionsfesten im Ravensberger Land, die quasi kleinen Kirchentagen gleichzusetzen waren. Zu Gastpredigten oder Missionstagen wurde er nach Bückeburg, Altena, Warburg, Wiesbaden, Barmen, Marburg, Magdeburg, Berlin und sogar nach Ostfriesland, Schleswig-Holstein und Mecklenburg eingeladen. Dabei richtete er es jedoch stets so ein, dass er am Sonntag den Predigtdienst wieder in seiner Heimatgemeinde Menninghüffen versehen konnte.
Während Pastor Schmalenbach als gefragter Prediger weit herumkam, sehnte sich seine Frau, um deren Gesundheit es nicht immer zum besten Stand, geradezu nach dem kulturellen Leben einer Stadt. Zwar freute sie sich stets auf Besuche von Geistlichen in Menninghüffen, doch waren solche Tage für Marie Schmalenbach, die sich als gebildete Pfarrfrau mit ihrer Mutter- und Hausfrauenrolle nur schwer abzufinden, mochte, nur ein unbefriedigender Ersatz für ein gesellschaftliches Leben, wie es ihr vorschwebte.
Nicht ohne Sorge beobachtete Theodor Schmalenbach das sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausbreitende Pressewesen. Denn nach seinem Verständnis waren die aufkommenden Tageszeitungen von einem „widergöttlichen Geist“ erfüllt. Als Mitherausgeber und Redakteur des Evangelischen Sonntagsblattes bedienter er sich selbst jedoch mit viel Erfolg auch dieses neuen Mediums. Schmalenbachs Beiträge „Eine stille halbe Stunde“ in diesem Blatt wurden später in einem kleinen Andachtsbuch zusammengefasst.
Berufungen in hohe kirchliche Gremien blieben für den „Erweckungsprediger“ nicht aus. Hatte er schon als junger Pfarrer der Provinzial-Synode angehört, so wurde er 1884 in die General-Synode der preußischen Landeskirche gewählt und gehörte seit 1891 dem Synodalrat an. Von 1892 bis 1894 arbeitete er in der Agenden-Kommission mit und wurde deren Vorsitzender. Die ihm angetragene Leitung eines Missionswerkes in Berlin schlug er – zum Leidwesen seiner Frau – ebenso aus wie die Übernahme der rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen. 1885 wurde Pastor Theodor Schmalenbach zum Superintendenten des Kirchenkreises Herford gewählt.
Obwohl Schmalenbach beklagte, dass „die leidige Politik in alles hineinspiele“, nahm er als Christlich-Konservativer aktiv am politischen Geschehen teil. Über zwei Jahrzehnte, von 1872 an, lag die Führung der „Christlich-Konservativen Partei“ in Minden-Ravensberg in seiner Hand. Zwar gelang es durch seinen hohen Bekanntheitsgrad und mit Hilfe gleichgesonnener Amtsbrüder bei den Wahlen zum Reichstag, die konservativen Kandidaten durchzubringen, doch blieben Schmalenbach Enttäuschungen durch den Wechsel treuer Weggefährten in das christlich-soziale Lager währen seiner letzten Lebensjahre nicht erspart.
Als dem unermüdlichen Prediger wenige Jahre vor der Jahrhundertwende allmählich die Kräfte schwanden, musste Theodor Schmalenbach auf ärztlichen Rat seinen Dienst aufgeben. Eine unheilbare Gehirnkrankheit zwang ihn, seine letzten Lebensjahre in Bethel zu verbringen, wo er am 7. Februar 1901 an eine Lungenentzündung starb.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Ein unbeirrbarere Streiter für Natur und Landschaft
Auf der Schlade, wo der Blick weit über die Täler und Höhen des Sauerlandes hinwegschweift, erblickte Ernst Schröder am 25. November 1906 als drittes von fünf Kindern das Licht der Welt. Sein Vater, Gustav Schröder, betrieb eine kleine Landwirtschaft und stellte, wie im Sauerland üblich, im Nebenerwerb in einer Schmiedewerkstett Tür- und Fensterverschlüsse her. Die Abgeschiedenheit auf der Schlade sowie der tägliche Weg zur einklassigen Schule in Elsen öffneten Ernst Schröder, der über eine ausgeprägte Beobachtungsgabe verfügte, Augen und Herz für die Wunder der Natur. Die Zusammenhänge und vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen den Organismen der Natur versuchte Ernst Schröder später über viele Jahrzehnte mit unermüdlichem Fleiß und großer Gewissenhaftigkeit zu erforschen. Während sich die Menschen im Rausch technischer Errungenschaften, ihre natürliche Lebensgrundlage zerstören, wurde Ernst Schröder zu einem unbeirrbaren Anwalt der stummen Kreatur.
Sein Beruf als Industriekaufmann, den er nach Abschluss der Volksschule erlernte, band ihn zwar an den Schreibtisch, doch in dem Erwandern und Beobachten der Natur fand Ernst Schröder einen Ausgleich. Selbst in späteren Jahren, als er an verantwortlicher Stelle in einem Lüdenscheider Industrieunternehmen tätig war, fand er Zeit, durch Selbststudium und Teilnahme an einem Fernunterricht sich in Biologie, Erdkunde, Geologie, Latein und Französisch weiterzubilden. „Seinem Schwiegervater, Dr. Carl Demandt, verdankt er die Einführung in die wissenschaftliche Arbeit“, schreibt Prof. Wilhelm Brockhaus zum 75. Geburtstag von Ernst Schröder 1981 im Sauerländischen Naturbeobachter. Eine umfangreiche und sorgfältige Artenkenntnis der heimischen Pflanzen- und Tierwelt, die sich Schröder durch das Studium der Fachliteratur erworben hatte, bildeten die Grundlage, 1935 zusammen mit Wilhelm Lienenkämper aktiv für den Naturschutz einzutreten. Die beiden Veröffentlichungen Käferfauna des Kreises Altena „Die Käferwelt im Sauerland“ (1938) fanden in Fachkreisen große Beachtung. Bereits zu dieser Zeit verwandte Ernst Schröder schon den Begriff „Ökologisch“. Ein Beweis dafür, dass er die Natur und Landschaft stets als Einheit gesehen und verstanden hat. Die Soldatenzeit unterbrach zwar seine Tätigkeit als Naturforscher und –Schützer, doch führte sie ihn von 1941 bis 1945 nach Mähren, Ostpreußen, Polen, Russland, Frankreich und Italien.
Ernst Schröder, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg dem Naturwissenschaftlichen Verein Münster angehörte, gründete 1948 zusammen mit seinem Freund Prof. Wilhelm Brockhaus die Naturwissenschaftliche Vereinigung Lüdenscheid. Hatte bei Schröder in seinen jungen Jahren stärker das Interesse an der Tierwelt im Vordergrund gestanden, so schenkte er in den späteren Jahren der Geologie des heimischen Raumes stärkere Beachtung. Veröffentlichungen wie „Die Landschaftsgeschichte des Ebbegebirges“ (1953) oder die“Geologie des Herveler Kopfes“ (1970) sprechen dafür.
Wie kein zweiter kannte Ernst Schröder die Landschaft seiner Heimat. Einzelerscheinungen, wie auf zahlreichen Exkursionen von ihm immer wieder sehr präzise und anschaulich dargestellt, sah er stets im Gesamtzusammenhang der Landschaft. Die unscheinbaren und wenig beachteten Bestandteile einer Landschaft wie Hecken, Weg- und Feldraine, Bäume oder Sträucher waren für ihn keine belanglosen Objekte, sondern Reste einer naturnahen Landschaft. Einen besonders hohen ökologischen Wert maß er Bachläufen und Sumpfgebieten zu.
Als unerbittlicher Streiter für Natur und Landschaft wandte Ernst Schröder sich gegen die Planung der Großprojekte wie den Flugplatz Wellin, den Kraftwerkstandort Siesel, das Industriegebiet Wiebruch oder die Silbergtrasse (Ausbau der L561). Sein Eintreten für die einmaligen Landschaftsformen und naturnahen Lebensräume fand in den Jahren, als Umweltschutz noch nicht zum gängigen Vokabular gehörte, bei Planern und Politikern kaum Verständnis. Dagegen wurde sein umfangreiches Wissen von Professoren und Fachbehörden immer mehr geschätzt. Weder im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde noch beim noch beim Regierungspräsidenten wollte man auf seine Mitarbeit verzichten. So sehr er nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben im Jahre 1972 Zeit hatte, sich verstärkt für den Natur –und Landschaftsschutz einzusetzen, so bereitete ihm ein Augenleiden zunehmend Schwierigkeiten, Literatur zu lesen und zu Veröffentlichungen zu schreiben. Sein vielseitiges Wissen und seine umfangreiche Artenkenntnis, ließen selbst Fachleute immer wieder aufhorchen, wenn Ernst Schröder sich in den letzten Jahren in Beiratssitzungen zu Wort meldete.
Dem Mann, der alle Ehrungen und Auszeichnungen ablehnte, wurde durch die Benennung eines Insektes mit dem Namen „Tachyagete schroederi“ in Anerkennung seiner naturwissenschaftlichen Verdienste ein bleibendes Denkmal gesetzt. Ernst Schröder, der so sehr beklagte, dass „wir es mehr und mehr verlernen, in die Stille zu horchen, weil wir uns vor ihr fürchten und ihre Schwester, die Einsamkeit, als ein Unglück betrachten“ schloss am Silvestertag des Jahres 1988 seine Augen für immer.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Letzte Adelige auf Haus Habbel
Die letzte Adelige auf Haus Habbel, einem der großen Freigüter in der Gemeinde Herscheid, Emma Caroline Auguste Johanna Henriette Anna von Holtzbrinck, wurde als drittes von insgesamt sechs Kindern der Eheleute Carl Friedrich und Bernardine von Hymmen-Endenich am 9. Februar 1855 in Hagen geboren. Ihre Mutter stammte aus dem Geschlecht einer alten Herscheider Richterfamilie, auf die das Freigut Habbel mit Kornmühle und Osemundhammer, sowie weiteren Bauernhöfen 1741 übergegangen war.
Ihre frühen Kinderjahre verbrachte Anna hier auf Haus Habbel, nachdem ihr Vater im Jahre 1856 als Landrat in Hagen sein Amt Aufgegeben hatte. In dieser ländlichen Idylle, im Tal von Ahe und Else, erblickten bis zum Jahre 1859 auch die drei jüngeren Schwestern das Licht der Welt. Einige Jahre später siedelte die Familie Holtzbrinck offenbar nach Bonn über, wo der Vater 1897 starb. Im Kreise angesehener Adelsfamilien ergab sich dann auch die Möglichkeit, bei einem Festball vom Kaiser zum Tanz geführt zu werden – eine Begebenheit, durch die Annas patriotische Gesinnung besonders geprägt wurde und von der sie noch im Alte
r schwärmte. Carl Friedrich von Holtzbrinck, der sich neben seinen Verwaltungsaufgaben gern landwirtschaftlichen und naturkundlichen Studien Widmete, machte Haus Habbel, das von einem Pächter bewirtschaftet wurde, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum gesellschaftlichen Treffpunkt, der weitverzweigten Familie und des großen Freundeskreises. Nach seinem Tode erbte seine zweitälteste Tochter, Haus Habbel mit seinen umfangreichen Liegenschaften.
Obwohl sehr standesbewusst, pflegte Anna von Holtzbrinck in ihrer aufrichtigen und warmherzigen Wesensart doch ständig gute Kontakte zu den Menschen in ihrer Umgebung. Fest verwurzelt in ihrer Heimatgemeinde, zeigte sie sich wie ihre Vorfahren sozialen Problemen gegenüber stets aufgeschlossen. Das Wohlergehen ihrer Mitmenschen lag der „Gnädigen von Haus Habbel“ wie sie gern genannt wurde, sehr am Herzen. Sie zögerte nie mit ihrer Unterstützung, wenn es um die Förderung von Gemeinschaftseinrichtungen oder Vereinen ging. So wäre ohne ihre großzügige Hilfe ein Schulbau in Hüinghausen kurz nach dem Ersten Weltkrieg nicht möglich gewesen. Auch dem Turnverein Hüinghausen stellte sie aus ihrem Besitz in unmittelbarere Nähe der Schule ein Gelände für einen Übungsplatz zur Verfügung. Ebenfalls wusste der Wehrverein Herscheid ihre Spendenfreudigkeit zu schätzen.
Anna von Holtzbrinck hatte eine offene Hand für jeden, der um Hilfe bat. Groß war die Schar der Trauernden, als sie im Januar 1936 zu Grabe getragen wurde. Heute hält eine nach ihr benannte Straße in Hüinghausen das Gedenken an die stille Wohltäterin wach.
Quelle: Herbert Schulte in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998

Weitgereister Musensohn begeistert als Maler und Poet
gestorben am 15.08.1966 in Bad Niederbreisig „Silvester 1890 geboren, hatte ich das Glück, im Ablauf des bäuerlichen Jahres als Kind zu erleben, woher Kartoffeln, Brot und Milch kommen. In alles Ställen, Werkstätten und Fabriken war ich zu Hause – so wurde ich vertraut mit den unterschiedlichen sozialen Verhältnissen auf dem Lande.
Im Laufe meines Lebens nahm ich jede Gelegenheit wahr, mir die Welt genügend anzusehen. Ich lernte, dass überall mit Wasser gekocht wird, dass aber auf dem ganzen Globus nur ein Punkt ist, der Heimat bedeutet – dort, wo die Menschen wohnen, zu denen man gehört. Der Klang ihrer plattdeutschen Sprache wurde mir in fremden Ländern zur vertrautesten Heimaterinnerung“.
Mit diesen Sätzen aus seinem Vorwort zu dem 2. Plattdeutschen Buch „Loup op die Biärge“ drückte Heinz Wever den Kern seines Wesens und den Rahmen seines Lebens aus.
Wenn die Herscheider sonntags nach dem Kirchgang im elterlichen Geschäft, das seit 1819 im Familienbesitz war, ihre Wocheneinkäufe machten, lernte der Junge an ihrem Platt schon zu unterscheiden, aus welcher Richtung sie kamen, aus welcher Richtung sie kamen: aus der von Valbert, von Plettenberg oder Lüdenscheid. Die Bedeutung der Worte hätte sogar unterschiedlichen Sinn gehabt.
Die Menschen lebten in ihrer eigenen Welt, denn Herscheid war damals noch nicht verkehrstechnisch erschlossen. Es gab früher oft nur die Bibel und das Gesangbuch, dazu den zerlesenen bäuerlichen Jahreskalender in den Häusern.
Herscheider Kinder konnten in den Nachbarstädten nur eine weiterführende Schule besuchen, wenn sie dort bei Verwandten eine Unterkunft fanden. Die Weverkinder wohnten bei den Verwandten, bei Dr. Wilhelm Dunkel in Altena.
Als Heinz Wever den Wunsch äußerte, Maler werden zu dürfen, gab Prof. Walter Petersen (Kunstakademie Düsseldorf), mit dem die Mutter Johanna Biesenbach gut bekannt war, dem heranwachsenden Schüler den Rat, viel und überall in seiner Freizeit zu zeichnen: Köpfe, Szenen aus der Natur und dann aus dem Gedächtnis, um den Blick und das Sehen zu schulen.
Schon sein Vater wäre gerne Maler geworden(einige Blätter sind noch erhalten); er erhielt aber nicht die Erlaubnis der Eltern, da Kunst keine Lebenssicherheit böte.
Nach dem Abitur folgten von 1911 bis 1913 Studien an der Akademie Düsseldorf, 1913 bis 1918 Freiwilligenjahr und Kriegsteilnahme, dann erneute Aufnahme des Studiums bei Professor Walter Petersen, von Gebhardt und Junghans.
Eindrucksvolle Arbeiten in Aquarell und Kohle dokumentieren die Erlebnisreisen: Bodensee, Zürich, Rom, Capri, Tripolis. Wegen seiner besonderen zeichnerischen Begabung wurde Heinz Wever als einer der zehn festangestellten Maler 1926 beauftragt, 60 illustrative figürliche Kartons für die große Gesundheits- und Sozialausstellung – GeSoLei- in Düsseldorf zu zeichnen, ferner 32 große Kohleportraits der führenden Herren der Stadt für die Ausstellung im Ratskeller (Aufträge der Provinz und der Stadt).
Pfiffige Bewerbung überzeugte den Grafen
Im gleichen Jahr begeisterte Graf Luckner vor ausverkauften Sälen die Zuhörer mit seinem Plan einer Weltumseglung auf dem Viermastschoner „Vaterland“. In seinen Briefen an die Eltern berichtete Heinz Wever von der großen Begeisterung der Zuhörerschaft(jeder wollte mitfahren) und von seiner eigenen humorvollen Bewerbung, die Fahrt mitmachen zu dürfen, die in ihrer originellen Idee, die Zusage vom Grafen und der Gräfin bewirkte: „Den nehmen wir mit!“
Wortlaut des Bewerbungsschreibens an den Grafen Luckner:
„Ich bin in der Lage,
1. alle Ihre Veröffentlichungen passend zu illustrieren
2 .in kürzester Zeit Portraits zu zeichnen
3. jede farbige Stimmung festzuhalten
4. fast alle deutschen Volks-, Soldaten-,Studenten-,Rhein- usw.Lieder zu singen, teils zum Klavier, teils zur Laute
5. kleine Lieder im Volkston zu dichten und zu komponieren
6. jede Rolle zu mimen (neuer Träger der Hauptrolle im Jahrtausenspiel
7 .bauchzureden
8. kleine Zaubertricks aufzuführen und mit etwas Witz zu assistieren
9. zu boxen (wenn auch nicht mit Ihnen, Herr Graf!)
10. englisch,französisch, plattdeutsch und etwas italienisch mich zu unterhalten
11. auch bescheiden aufzutreten.“
Heinz Wever schrieb einmal an seine Eltern, dass die Begegnung mit so starken Persönlichkeiten und teilweise Leben mit ihnen die „Universität“ für seinen Werdegang sei.
28 Tage segelte die „Vaterland“ nach New York: Riesiger, festlicher Empfang, viele Einladungen, begeisternde Vorträge des Grafen – aber die Weiterfahrt zögerte sich heraus, und der Drang Heinz Wevers, zu malen, fremde Menschen und Länder kennenzulernen, erfüllte sich noch nicht. Die Kriegsjahre hatten ihm schon viel Zeit genommen – so entschloss er sich, in New York zu bleiben.
Die zufällige Gegenwart bei der Planung der Steuben-Gesellschaft 1927 für das Jubiläum und die 150jährige Wiederkehr der Ankunft General Steubens in Amerika weckten in Heinz Wever beim Ansehen den arenamäßigen Plans vom Madison Sqare Garden eine spontane, grandiose Idee: Im verdunkelten Garden erzählt ein geschulter Sprecher den Verlauf des Freiheitskampfes der Amerikaner gegen die Engländer, unterstützt von bewegten Reiterszenen, deren Wirkung durch eine dramatische Licht- und Tonregie gesteigert wird. Heinz Wever bekam den Auftrag, das Festspiel zu schreiben und die Regie zu führen. Die Veranstaltung wude ein Erfolg. Die großen deutschamerikanischen Zeitungen berichteten in begeisterten Artikeln: „Steubenfeier gewaltige, eindrucksvolle Kundgebung vor 17 000 Besuchern!“
1929 begegnete der Herscheider im deutschen Klub dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Josef Ponten, der mit seiner Frau eine Autoreise durch die USA plante, um für Berichte in den deutschen Illustrierten ausgewanderte Deutsche aufzusuchen. Man riet ihnen dringend, noch einen Mann mitzunehmen, da man Unwetter oder Sandstürme einplanen müsse, womit bei monatelangen Fahrten zu rechnen sei. So ging Heinz Wever mit auf die Reise.
Neun Monate dauerte die Reise durch 38 Staaten der USA. Das 1994 erschienene Buch: Ergreifen, was zu fassen ist“ berichtet aus den illustrierten Reisetagebüchern und den illustrierten Briefen an die Eltern in Herscheid vom täglichen Erleben inWort und Bild. Die vielen farbigen Reproduktionen im Buch geben die faszinierenden Eindrücke in lebendiger, farbiger Fülle wieder.
In die Heimat zurückgekehrt, wurde Heinz Wever mit Arbeiten für die Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden beauftragt: 50 großformatige Plakatentwürfe, u.a. für die Abteilung „Aberglaube und Gesundheit“, entstanden neben anderen graphischen Auftragsarbeiten wie Illustrationen und Plakatwerbung, Malen im Berliner Zoo, Strand- und Segelleben, Porträtaufträge.
Nach der Heimkehr ein Atelier im Elternhaus
1936 kehrte Heinz Wever an seinen Geburtsort zurück. Anlässlich einer Ausstellung auf der Burg Altena bei einem Treffen des Wever-Verbandes bekam er so viele Aufträge, dass er sein Atelier in das Herscheider Elternhaus verlegte. Das ehemalige Federnlager konnte wegen der günstigen Nordlichtlage dazu genutzt werden.
1939 bekam er den Auftrag, Bilder für einen Gemeinschaftsraum zu malen. Eine spontane Idee wurde begeistert aufgegriffen: Die Jubilare der Firma an ihrem Arbeitsplatz zu porträtieren, so dass bei den damaligen patriarchalischen Verhältnissen Vater, Sohn und Enkel die Ehren-Werkgalerie schmückten.
Diese Hunderte von Bildern in vielen Firmen sind von größter historischer Bedeutung für unseren Heimatraum, der sich in einer Umstruckturierungsphase von alten, stark arbeitskraftorientierten und handwerksbetriebenen Produktionsstätten befand.
Heinz Wever wollte das Gesicht des Menschen unserer Heimat festhalten. So lehnte er es ab, 1938 für einen Jugendraum nordische Typen zu malen. Seine Entgegnung: „Ich male den heimischen Menschen in der rassischen Zusammensetzung, wie er hier lebt.
Die erneute Begegnung in der Heimat mit den noch plattdeutsch sprechenden Menschen regte ihn an, zu jedem Wochenende ein plattdeutsches, illustriertes Gedicht in den heimischen Zeitungen erscheinen zu lassen. Dazu sagte er in einem Schalksmühler Vortrag:
Ich sagte mir, dass mit dem Absterben der plattdeutschen Sprache auch Hand in Hand viel Volkstum verloren geht. Ich habe mich deshalb bemüht, in plattdeutschen Versen zu konservieren, was verloren gehen könnte an Sitten und Gebräuchen, an Erzählungen und Späßen. Daneben habe ich mich bemüht, auch die Zeit des Umbruchs vom Ochsenfuhrwerk zum Düsenflugzeug plattdeutsch zu begleiten und plattdeutsche Gespräche unserer modernen Zeit wiederzugeben. Ich hoffe, dabei viel eingefangen zu haben vom Charakterbild des märkischen Sauerländers: Ernstes und Heiteres ohne Rührseligkeit und falsches Pathos.
Heinz Wever lebte mit seiner Frau und seinen drei Kindern von 1946 bis 1966 in seinem Elternhaus. Er starb am 15. August 1966 bei einem gemeinsamen Besuch ihrer amerikanischen Freundin in Bad Niederbreisig. Seine Werke, zu denen auch 5 plattdeutsche Bände gehören, zeugen von seinem umfangreichen Schaffen.
Quelle: Hanne Wever in „Beiträge zur Heimat- und Landeskunde“ 1998