Exponat des Monats Dezember 2012 - Poesiealbum

Seit einigen Generationen, sind es überwiegend junge Mädchen, die Poesiealben untereinander austauschen und es dürfte wenig bekannt sein, das dieser Brauch eine Erfindung junger Männer war. Schon im 16. Jahrhundert war es unter Studenten Mode, guten Freunden eine Widmung mit Namen und Wappen in das Stammbuch oder in das sogenannte Album amicorum , das Album der Freunde, zu schreiben . Ab etwa Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelte sich daraus das Poesiealbum, welches zeitweise den Töchtern höheren Standes vorbehalten war, bevor zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Bauern und Arbeitertöchter diese Bücher zur Freundschaftspflege austauschten. Wenn man ein Poesiealbum bekam um darin eine Widmung oder einen Sinnspruch zu verfassen, galt dies als Freundschaftsbeweis. Die Eltern sahen solche Bücher teilweise als pädagogisch wertvoll an, da der Eintrag säuberlich geschrieben werden sollte und damit die Schönschrift geübt wurde. Die linke Seite des Buches wurde häufig mit kleinen Zeichnungen, wobei es sich meist um Blumen handelte, kreativ gestaltet. Später wurden Glanzbilder oder Fotos eingeklebt.
Das heutige Poesiealbum, hat sich im Laufe der Zeit nur äußerlich verändert. Es ist farbenfroher gestaltet und anstatt der Glanzbilder findet man vielfach Sticker. Die Widmungen gleichen sich aber selbst nach 77 Jahren noch. So findet man in dem Album aus dem Jahr 1931 den Spruch: “Lebe glücklich, werde alt, bis die Welt zusammen knallt”. In einem Album aus dem Jahr 2008 heißt es: “Lebe glücklich, bleibe froh, wie der Mops im Haferstroh.”
Neben dem Poesiealbum, gibt es seit einigen Jahren das Freundebuch, dass bei Jungen und Mädchen gleichermaßen beliebt ist, und so ist man eigentlich wieder zum Ursprung, nämlich dem Album amicorum, zurückgekehrt.