Familie Baberg und der Vorstand des GHV im Spieker

Übergabe der Rechenmaschine an den GHV

Elternhaus von Hugo Cordt in Herscheid-Sohl

Record (Oehlmann)

Staffelwalzenmaschine

ca. 1913

Die von Hugo Cordt aus Nordenham konstruierte Maschine war von Anfang an mit Volltastatur ausgestattet, für die er ein Patent erworben hatte: DE 281408. Die Werteinstellung damit ist leichtgängig aufgrund einer besonderen Gestaltung des Einstellhebels. Ferner sind die Staffelwalzen nicht waagrecht, sondern in einer fast senkrechten Position im hinteren Teil der Maschine unter dem Zählwerksschlitten angeordnet. Der Abstand zwischen ihnen und den Ziffernscheiben von Resultatwerk und Umdrehungszählwerk ist geringer als der in den Konkurrenzprodukten mit Holzkasten, da die Staffelwalzen versetzt eingebaut wurden (DE 256315). Diese Anordnung erlaubte die Einführung vonschmalen, aufrechtstehenden Zahlenrollen in den Zählwerken (anstelle der bis dahin üblichen liegenden Zählwerkscheiben). Die Kurbel ist schräg an der rechten Seitenwand der Maschine angebracht und kann abgenommen werden. Hersteller war zunächst H. Oehlmann & Co, Oldenburg, später dann Carl Lindström, Berlin. Es wurden verschiedene Größen angeboten, auch mit elektrischem Antrieb. Das Umdrehungszählwerk hat keinen Zehnerübertrag; im Resultatwerk geht er nicht über alle Stellen. Die Maschine war offensichtlich ein Verkaufserfolg

Bei diesem Anlass konnte Dr. Hüttebräucker auch Barbara Baberg im Spieker begrüßen. Ihr im Februar plötzlich verstorbener Mann Ulrich hatte in Lüdenscheid über Jahrzehnte hinweg ein Büromaschinenmuseum aufgebaut, das die Herscheider Geschichtsfreunde im Jahr 2015 besucht hatten. Dabei erfuhren sie erstmals von Hugo Cordt – und luden Baberg zu einem Gegenbesuch nach Herscheid ein, bei dem er über das Schaffen eben jenes Mathematikers und Ingenieurs informierte.

Im Rahmen dieser Zusammenkunft habe Ulrich Baberg dem Heimatverein eine Rechenmaschine versprochen, sagte Dr. Hüttebräucker. Dieses Versprechen lösten am Dienstagnachmittag Barbara Baberg und ihr Schwager Dr. Thomas Baberg ein. Letztgenannter kümmert sich als Vorsitzender des Fördervereins um die Auflösung des Büromaschinenmuseums, für das es keine Zukunft zu geben scheint.


 

In einem Fachblatt für Bürobedarf aus dem Jahr 1911 hatte der Vorsitzende des Heimatvereins eine Beschreibung entdeckt, in der die Vorzüge der „Record“ – die erste von Hugo Cordt gebaute Rechenmaschine – hervorgehoben wurden. Darin steht: „Ein Apparat, welcher die Vorteile größter Einfachheit in der Bedienung, der Möglichkeit einfachster Lösung jeglicher Additions-, Subtraktions-, Divisions- und Multiplikations-Aufgaben mit einigen wenigen mechanischen Handgriffen in allerkürzester Zeit und mit absoluter Genauigkeit und Sicherheit, der nahezu lautlosen Arbeitsweise und des geringen Verschleißes in sich vereinigt, und daher zweifellos als das denkbar vollkommenste auf diesem Gebiete bezeichnet werden muß.“


 

Von Herscheid über Oldenburg nach Berlin: Das ist über den Erfinder Hugo Cordt bekannt

Nicht viele Herscheider kennen vermutlich die Ortslage Sohl, die von der heutigen Landstraße 561, Höhe Weiße Ahe, aus zu erreichen ist. Dort wuchs Hugo Cordt (geboren 1879) in einem einsam gelegenen Häuschen auf. „Vier Geschwister begleiteten ihn jeden Morgen vom Sohl in die nächstgelegene Schule, vermutlich in die seit 1827 bestehende Schule in Elsen“, berichtet Dr. Klaus Hüttebräucker. Das Verständnis für technische Abläufe habe er vom Vater August Cordt geerbt, der Schmied war. Im Juni 1903 heiratete Hugo Cordt in seiner neuen Heimat Nordenham (Niedersachsen) Anna Sophie Schnittger. Im Alter von 27 Jahren meldete er das erste Patent an. „In 15 angemeldeten Patenten sicherte er sich seine Vorstellungen und baute 1911 seine erste Maschine, die Universalrechenmaschine mit Namen Record“, so Dr. Hüttebräucker. Ab 1913 wurde diese von der Nordenhamer Rechenmaschinen A.G. hergestellt, einem Unternehmen, das von dem Herscheider gegründet und geleitet wurde. 1914 wanderte der Firmensitz nach Oldenburg. Unter dem neuen Namen Firma Oehlmann &. Co. entstanden während der Kriegsjahre etwa 700 leicht modifizierte Maschinen mit der Bezeichnung „Record-Universal“. 1918 verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Berlin. Die Fertigung der Maschinen übernahm die Firma Carl Lindström AG – Dr. Hüttebräucker: „Es wird berichtet, dass in den Nachkriegsjahren bis 1929 insgesamt 6800 Maschinen geliefert wurden.“ Zudem entwickelte Cordt eine Kombination aus Buchungsmaschine und Druckrechner mit Namen „Cordt – Triplex“; kriegsbedingt seien nur wenige dieser Maschinen mit Rechner- und Schreibeinrichtung gebaut worden. Im Jahr 1942 starb Hugo Cordt in Berlin-Schöneberg.

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