Oft sind es kleine, unscheinbare Dinge die sich im Herscheider Heimathaus befinden. Wenn man dann aber genau hinschaut, erzählen sie Interessantes aus vergangener Zeit. So wie das Exponat für den Monat Oktober, bei dem es sich um ein Dokument aus dem Jahr 1947 handelt. Es ist ein Antwortschreiben der Kreisbauernschaft Lüdenscheid-Altena an eine Herscheiderin, die einen Antrag zur Haltung einer Kuh gestellt hat.
Für die damalige Zeit war es sicherlich nicht ungewöhnlich das sich jemand eine Kuh zulegen wollte, doch schaut man zurück, welche Zustände 1947 herrschten, kann man die Beweggründe sicher noch besser verstehen. Der Sommer 1946 war so trocken und heiß, dass die Ernteerträge bescheiden ausfielen. Von November 1946 bis März 1947 herrschte einer der kältesten Winter der als Hungerwinter in die Geschichte einging. Die Nahrungsmittelversorgung brach zusammen. Mehrere hunderttausend Menschen starben allein in Deutschland an den Auswirkungen. Die Bewohner der Städte versuchten ihr Hab und Gut bei den Bauern auf dem Land gegen Lebensmittel einzutauschen. Die Landbevölkerung konnte sich zwar durch eigene kleine Landwirtschaft oder das Halten von Vieh besser versorgen, doch wie man dem Schreiben entnehmen kann, gab es dabei auch viele Einschränkungen. So durfte von der Milch, die die Kuh gab, nur eine Menge von 185 Litern jährlich pro Haushaltsmitglied zurückgehalten werden und Butter durfte aus der Milch nicht hergestellt werden. Trotz alle dem war es sicherlich eine kleine Erleichterung, wenn man diese Erlaubnis zur Haltung einer Kuh bekam.
Da es heute Lebensmittel im Überfluss gibt, kann sich kaum jemand, außer der Generation die es miterlebt hat, vorstellen das vor rund 70 Jahren die Menschen in unserer Umgebung Hunger leiden mussten.